Die Kapelle im Schloss zu Neuenburg
Die Grundsteinlegung für den Bau einer Nigen Borg an der oldenburgischen Landesgrenze als Trutzburg gegen die Ostfriesen durch Graf Gerd den Mutigen geht bereits auf das Jahr 1462 zurück.
Zu dieser Zeit ist über die Einrichtung einer Kapelle oder eines Andachtsraums nichts bekannt. Erst beim Ausbau der Festungsanlage zur Burg Neuenburg in den Jahren 1578 bis 1583 kommt es zur Einrichtung eines Kirchraums.
Hamelmann schreibt in der Oldenburgischen Chronik (1599):
Im Jahre 1580 den 22. May hat Graff Johan zu Oldenburg die übrige helffte des Hauses Newenburg samt der Kirchen und den Turm angefangen zu bawen und glücklichen verfertigen zu lassen, welche Hofcapell dermaßen durch sehr künstlich Biblisch Gemahlwerck und sonderlich mit einer sehr schönen Taffel auffen Altar gezieret ist...
Lage und Grundriss der Kirche von 1580 in der Nordwestecke der Burganlage haben die Zeit überdauert. Sie bilden als Mauerwerk den historisch ältesten Kern der heutigen Schlosskapelle.
Das 11 Meter breite und 13,20 Meter lange Gebäude hat im Innenraum im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfahren. Sie sind nicht nur baugeschichtlich interessant, sondern legen auch Zeugnis ab von den sich verändernden Nutzungsbedingungen im Wandel von der Hofkapelle zur Neuenburger Gemeindekirche.
Der Hauptzugang zum Kapelleninneren erfolgt bis heute unverändert über die Nordwestecke des Burghofs, damals allerdings über einen Treppenturm. Ursprünglich ist der Kirchraum nach oben offen gewesen und mündete im zweiten Geschoss in einen Turmschaft für die Glocke mit Turmuhr, Kreuz und Windflügel mit Oldenburger Wappen. Das Altargewölbe unterhalb der Kirche wurde Speck-Jürgen genannt und beherbergte den Gefängniskeller des Schlosses.
Der Altar war am heutigen Aufgang zur Empore, also nach Osten ausgerichtet, und, einer Inventarliste aus dem Jahre 1700 zufolge, mit zwei Flügeln von schlichter Schreiner Arbeit, inwendig mit 12 Tafeln, auswendig mit sechs Tafeln, auf dem das Leiden Christi abgebildet ist, ausgestattet.
An einem Pfeiler in der Mitte der Kirche fand sich der Kommunionstuhl der Herzogin, an der Süd- und an der Westwand zwei Emporen (Pricheln) mit bemalten Brüstungspanelen und Bildern, die die Schöpfungsgeschichte bis hin zur Sintflut illustrierten. Bereits 1713 hatten Neuenburger Bürger erreicht, die verwaiste Kapelle für den Gemeindegottesdienst überlassen zu bekommen. Im Jahre 1806 wurde der stark baufällige Kirchraum im Zuge der Neubesetzung der Landvogtstelle völlig umgestaltet. Nach Entwurf des großherzoglichen Bauinspektors Winck wurde das alte Inventar umfassend entfernt, der Altar um 180° an die Westwand verlegt. Eine Photographie aus den 20er Jahren zeigt ihn mit Brüstung und Aufsatz, in dessen Mitte sich eine gerahmte Nachbildung von Da Vincis Abendmahl befand. Die Kanzel war dem Altar oben angefügt und ist manchen älteren Neuenburgern noch als Grund für einen steifen Hals in Erinnerung. Als Relikte dieser Ausstattung sind einzig die beiden Altarleuchter erhalten geblieben. Noch bis 1858 blieb die Kapelle mit ihrem Prediger der Kirchengemeinde Zetel zugehörig. Erst dann wurde Neuenburg als Ev.-luth. Kirchengemeinde selbständig.
Inzwischen ging mein Sinnen und Trachten auf die Erneuerung der Schloßkirche, schreibt Kirchenrat Harms 1954 in die Gemeindechronik. Ihm ist die heutige Ausstattung mit Schnitzarbeiten durch heimische Künstler zu danken. Der Holzbildhauer Wismann fertigte den Altartisch. Alle drei Stücke kosteten zusammen weniger als 2.000 Mark.
Unten links an der Kanzel findet sich ein Eichenzweig, an dem ein Eichhörnchen als Zeichen der Vergänglichkeit nagt, ihm korrespondiert ein Schmetterling als Zeichen der Auferstehung. Die Hölzer enstammen dem Neuenburger Urwald.
Bei der Renovierung 1980 wurden die Fenster neu verglast und bekamen ein Fries. Die Kapelle erhielt eine neue farbliche Ausgestaltung und einen flämischen Kronleuchter. Die bereits 1804 eingebaute und 1954 um ein zweites Manual erweiterte Orgel wurde mit einem neuen Prospekt versehen und an ihren heutigen Platz in der Brüstung der Empore verlegt. Zuletzt generalüberholt wurde sie 2018.
Seit 1993 sind die von dem Münsteraner Bildhauer Böttcher gefertigten Eichenreliefs zu den sieben Werken der Barmherzigkeit (Matthäus 25,31-46) an der Südwand angebracht.
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